Am Sonntagmorgen, den 8. August, kommen wir in Kumbo an. Der Fahrer hat uns erfolgreich über die letzten Kilometer roter und löchriger Straße gebracht, die so glatt wie Schmierseife ist. Da es Sonntagmorgen ist, sieht man am Wegesrand eigentlich die gesamte christliche Bevölkerung entlang pilgern. Sie kommen vom Gottesdienst. Alle, besonders die Frauen sind auf das Feinste herausgeputzt. Jede erstrahlt in anderen Farben und irgendwie schaffen sie es, dass ihr langes afrikanisches Kleid und die hohen schwarzen Schuhe, nicht dreckig werden. Und das ist während der Regenzeit, wenn man im Matsch über eine Pfütze nach der anderen springt gar nicht einfach, wie wir selbst erfahren dürfen.
Kathetrale von Kumbo und der Platz davor
Kumbo ist eine Stadt aus mehreren Stadtteilen, die sich über verschiedene Täler und Hügel erstrecken. Auf dem höchsten Hügel liegt der Bischofspalast, das ist ein größeres Haus, das fast europäischen Standart hat. Alles ist gepflegt und zwei Gärtner sind damit beschäftigt einen englischen Rasen zu erhalten. Insgesamt wird der hohen Geistlichkeit Kumbos ein sehr komfortables Leben ermöglicht, was für uns nicht ganz verständlich ist, weil die Unterschiede zwischen Stadt und Bischofshügel schon gewaltig sind.
Die Priester und Schwestern sind aber alle sehr herzlich und freundlich. Vor allem haben sie viel Humor und lachen eigentlich bei jeder Gelegenheit. Heute Morgen durften wir mit dem Kardinal von Douala frühstücken, der gerade auch hier zu Gast ist.
Zum Frühstück gibt es hier weißes Brot (eine Mischung aus Toast und Hefezopf), Orangenmarmelade, Honig, Omelett, Bananen, sehr süße Ananas, Kaffee, Tee (alles Produkte aus der Region). Die Milch gibt es in Pulverform zum Auflösen, weil Frischmilch nur sehr selten ist und nicht transportiert bzw. aufbewahrt werden kann.
Ein traditionelles kamerunisches Frühstück ist „Poffpoff“ und Bohnen. Poffpoff sind kleine in Palmöl gebackene Teigbällchen, ähnlich wie Berliner nur viel sättigender. Sie schmecken sehr gut!
Für die erste Woche sind noch die zwei Freiwilligen des letzten Jahres da. Zum Glück muss man sagen, weil sie uns erst einmal zeigen, wie wir überhaupt zum Markt kommen. Der große Markt hier heißt „Mbveh“, wo es alles gibt. Ansonsten hat jeder Stadtteil seinen eigenen kleinen Markt, auf denen man die Sachen für den täglichen Bedarf erledigen kann.
Wir starten also zum Mbveh. Dazu brauchen wir ein Taxi, ein Motorbike, das man mit Zischlauten auf sich aufmerksam macht. Zum Markt kostet es 100 Franc pro Person, das sind ungefähr 15 Cent. Abgesehen davon, dass es zum Mbveh sehr weit ist, würden die Kameruner es nicht verstehen, wenn man läuft, obwohl man das Geld dazu hat. Blick auf den Mbveh
Sobald wir sitzen geht es los. In einem rasanten Tempo
(Motor ausgeschaltet) geht es im Slalom den Berg hinunter.
Der Mbveh selbst ist riesig. In dem Labyrinth aus Gässchen kann man sich sehr schnell verlaufen. Zum Glück haben wir zwei dabei, die sich auskennen. Wir quetschen uns also in die ein Meter breiten Gässchen, in denen sich die ca. zwei Meter breiten Stände entlang reihen. Man muss aber eigentlich die ganze Zeit die Augen auf den Boden richten, weil durch diese Gässchen auch das Regenwasser abläuft. Bei Regen verwandeln sie sich in einen reisenden Bach. Wir staksen also eher durch ein ausgetrocknetes Bachbett (auch hier kann eine Kamerunerin mit fünf Zentimeter Absätzen problemlos vorankommen).
S0 sehen die Gassen aus! _____Werkzeuge
Die einzelnen Stände sind ca. fünf bis zehn Quadratmeter groß und voll gestopft bis an die Decke. In jeder Gasse sind andere Stände angesiedelt. So gibt es welche mit allen erdenklichen Stoffen, woanders die Schneider dazu. Am Sonntag haben wir gleich unsere ersten Stoffe gekauft, um uns ein traditionelles Kleidungsstück schneidern zu lassen. Die Auswahl an Mustern der afrikanischen Stoffe ist riesig. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.
Die Schneiderin ist echt zu bewundern. In einem fünf Quadratmeter großen Raum stehen zwei Nähmaschinen, wie sie in Deutschland zur Dekoration noch manchmal zu finden sind. Cirka sechs Mädchen sind damit beschäftigt zu bügeln (mit einem Kohlebügeleisen), mit der Hand zu nähen oder zuzuschneiden. Und das alles bei ein wenig Licht, das durch die kleine Tür fällt, weil: Es ist wieder einmal Stromausfall.
Wenn man etwas geschneidert haben will, wird man vermessen, beschreibt der Schneiderin, wie man es haben will und dann ist es in drei bis fünf Tagen fertig. Stoff, Stoff, Stoff...
Die Scheiderin und ihre Helferinnen
Dann gibt es Läden mit Schuhen, Einrichtungsgegenständen und natürlich der Lebensmittelmarkt. Der Weg dahin führt jedoch durch die Gasse der Metzger. Ein Gestank ohne Gleichen, denn da hängt nicht nur der Rinderkopf und die Ziegendärme von heute Morgen, sondern da liegen auch die Schlachtabfälle von letzter Woche unter dem Tisch, sofern sie noch nicht von Hühnern und Fliegen verspeist wurden. Aber daran gewöhnt man sich. Immerhin wird dem Käufer hier live vorgeführt von welcher Ziege die Keule ist, die man kauft. Es gibt keine sterile Verpackung aus der Kühltheke.
Das ist ein Metzgersstand und ein besonders rutschiger Weg
Auf dem Lebensmittelmarkt sind die Frauen und verkaufen alles, was gerade so auf ihrem Acker wächst: von Mais, Kohl, Tomaten bis zu Bananen. Die Produkte sind aber Saison abhängig, z.B. gibt es Mangos nur zu Beginn der Regenzeit.
Etwas abgelegen findet man auch die kleinen Apotheken, in denen man alle möglichen Pülverchen, Blätter, Rinden und sonstige Heilmittel wie Talismane kaufen kann.
Es gibt also noch viel zu entdecken, von dem ich im Laufe des Jahres berichten kann.
Zu den Photos muss ich sagen, dass es leider sehr schwierig ist Bilder von Menschen zu machen. Viele wollen nicht bei ihrer alltäglichen Arbeit photographiert werden. Man muss immer vorher fragen. Deshalb habe ich von den belebten Gassen und Plätzen keine Bilder. Ich denke aber, dass man sich trotzdem einen Eindruck machen kann.
Am Donnerstagmittag waren wir unseren ersten Palmwein trinken. Das ist das kamerunische Nationalgetränk. Er wird in den kleinen Palmweinbars neben dem Mbveh ausgeschenkt, wo sich vor allem die Männer mittags treffen. Zur Gewinnung von Palmwein bringt der Palmweinzapfer an einer gefällten Raphiapalme ein Gefäß an, in dem die austretende Flüssigkeit aufgefangen wird. Wegen der hohen Temperaturen beginnt dieser Palmsaft schnell zu gären. Der Palmwein schmeckt ähnlich wie Federweißer. Je länger er steht desto alkoholischer und saurer wird er. Der Palmwein wird täglich frisch hergestellt, d. h. man geht möglichst früh am Tag in eine Palmweinbar, um noch etwas abzubekommen.
Den Palmwein gibt es in 1,5 Literflaschen. Eine kostet 100 Franc (15 Cent). Deswegen trinkt es auch jeder; es ist schließlich viel billiger als anderer Alkohol.
Die Männer sind sehr nett und freuen sich, dass wir da sind. Sie sagen, wenn der Palmweinkonsum statistisch erfasst würde, läge der Alkoholkonsum der Kameruner viel höher als der der Deutschen. Womit sie wahrscheinlich Recht haben.
Soweit zur ersten Woche. Wie Ihr lesen Koennt: Hier ist ganz schoen viel los.
Am Samstag sind wir in unser Haus eingezogen, in dem wir das kommende Jahr leben werden. Davon werde ich das naechste Mal erzaehlen.
Liebe Gruesse aus dem regnerischen Kumbo
Maximilian
Strassen von Kumbo
Hallo Maximilian,
AntwortenLöschenin der kurzen Zeit Deines Aufenthalts hast Du schon eine Menge erlebt.
Antworte doch bitte über meine mail-adresse.
Viele Grüße von Christa und Werner
Hallo Maxi.
AntwortenLöschenUnd wo ist das Foto das Dich in traditioneller Kleidung zeigt?
Liebe Grüße, Claudia
Lieber Maxi(milian),
AntwortenLöschenich wollte mich schon die ganze Zeit einmal äußern. Es ist wirklich sehr interessant zu lesen, was Du erlebst und wie das Leben in Kamerun ist. Ich wusste nicht, dass Fufu so groß ist. Ich habe es einmal selber gemacht, eigentlich einen Fufuersatz aus Kartoffelbrei und Maismehl, die typischen Stärkespender bekommt man in Deutschland ja leider nicht.
Ich wünsche dir noch einen schönen Aufenthalt und hoffe weiterhin viele Eindrücke hier auf dieser Seite lesen zu können.
Viele Grüße,
Dein einstiger Lehrer,
Micki Ahrens