Kribi ist eine kleine Hafenstadt im Südwesten Kameruns, direkt an der Atlantikküste. Am Donnerstagmittag geht es los. Wir reisen wieder einmal per „public transport“. Eigentlich wollen wir um zwei Uhr nach Bamenda starten. Der Kleinbus ist aber erst um halb vier voll und starbereit. Diesmal haben wir eine völlig verängstigte Ziege als Gepäck auf dem Dach, die ununterbrochen viereinhalb Stunden schreien kann. Solange brauchen wir nämlich bis wir endlich unsere Zwischenstation Bamenda erreichen. Glücklicherweise haben die deutschen Freiwilligen von „Brot für die Welt“, die in Bamenda wohnen, uns schon Karten für den Nachtbus gekauft, sodass wir nach einem kurzen Abendessen in den nächsten Bus einsteigen können, der nach Douala fährt. Der Nachtbus ist sehr groß mit fünf Sitzen in einer Reihe und insgesamt 70 Plätzen. Man muss sich den Sitz zwar nicht mit jemandem teilen, aber so bequem wie in einem deutschen Reisebus ist es nicht. Um 9 Uhr ist der Abfahrtstermin. Von da an dritt der Fahrer ziemlich energisch alle fünf Minuten aufs Gaspedal, hubt oder fährt zwei Meter vorwärts, um anzudeuten, dass alle einsteigen sollen. In der Zwischenzeit kann man sich einen Vortrag über ein Wundermittel zum Einreiben der Haut anhören, das gegen alles Mögliche vorbeugen und helfen soll. Und die Kameruner kaufen es! Fläschchen um Fläschchen wird unter die Leute gebracht. Die Verkäuferin ist rhetorisch auch wirklich sehr gut. Am Schluss sagt sie zu mir: „Das hilft auch bei Weißen.“ Als ich keine Anstalten mache auch ein Fläschchen zu kaufen, setzt sie hinzu: „Aber ihr habt bestimmt etwas Besseres!“
Um halb elf schließlich rollt der riesige Bus in den Nachtverkehr von Bamenda. So wie dieser Bus auf den löchrigen Straßen schwankt habe ich es noch auf keinem Schiff erlebt. Aber bald geht es auf die asphaltierte Schnellstraße nach Douala. Nach sieben Stunden und einigermaßen ruhigem Schlaf kommen wir in Douala an. Es ist schwül warm und die Hähne auf dem Busparkplatz verkünden, dass es bald hell wird. Sobald die Sonne aufgegangen ist, nehmen wir ein Taxi zum Busparkplatz nach Kribi am anderen Ende der Stadt. Dort wollen wir uns mit Mona, der deutschen Ärztin, treffen. Wir haben noch Zeit und essen erst einmal ein Omelette mit Baguette! Wir sind nämlich fast in Frankreich, also im französischen Teil Kameruns. Fast pünktlich um halb zehn startet der Bus und wir treten die letzte Etappe unserer Reise an.
Nach zwei Stunden Fahrt durch den Regenwald über eine sehr gute Straße sehen wir das Meer und kommen in Kribi an. Eigentlich ist es ziemlich verrückt, dass wir für zwei Tage eine solche Odyssee auf uns nehmen, aber es hat sich gelohnt.
Kribi ist der touristischste Ort in Kamerun. Das merkt man unter anderem daran, dass viele Straßen asphaltiert sind und es ein paar Restaurants und Geschäfte gibt, aber von Massentourismus ist nichts zu spüren. Es ist eine kleine kamerunische Stadt, in der immer noch die meisten vom Fischfang leben.
Erstmal stärken wir uns mit einem Bohnenbaguette, Baguette mit gekochten Bohnen. Es schmeckt einfach gut.
Dann suchen wir ein Hotel.
Wir kommen in einem kleinen Hotel unter, direkt am Strand. Von der Terrasse aus sieht man das Meer und wir ziehen uns erstmal um und springen ins Wasser. Der Atlantik ist badewannenwarm mit mindestens 25 Grad.
Am weißen Sandstrand sitzend knüpft Brigitte gleich wieder Kontakte mit Kamerunern, die uns dann völlig umsonst, naja gegen eine Handynummer, vier Kokosnüsse bringen und aufmachen. Danach machen wir noch einen längeren Spaziergang am Strand.
unser Hotel
Vielleicht lasse ich jetzt besser die Bilder sprechen, denn so gut kann ich es einfach nicht beschreiben:
Das einzige, was uns negativ auffällt ist, dass außer uns noch vier alte Franzosen im Hotel sind, die sich hier mit ihren jungen, kamerunischen Mädchen vergnügen.
Auch am Strand begegnen uns Männer mit ihren dreißig Jahre jüngeren Frauen und Mischlingsbabys. In der Stadt sehen wir aber auch zwei dicke blonde Frauen um die Fünfzig, die sich sehr verliebt an einen jungen Kameruner krallen.
Der eine Hotelangestellte sagt mir, dass er es auch pervers finde. Aber was solle er machen, wenn hauptsächlich jene Gäste hier Urlaub machen.
Abends gehen wir natürlich Fisch essen. Man kann zwar auch im Hotel französisch essen, aber das kostet dann auch annähernd so viel wie in Frankreich und schließlich sind wir ja in Kamerun.
Man merkt, dass man sich in einer Touristenstadt befindet. Hier ist deutlich mehr los als in Kumbo, wo die Leute schon um acht schlafen gehen. Es fahren noch viele Autos und Motorräder durch die Straßen und überall ist Musik. Es wird an jeder Ecke gegrillter Fisch, Grabben und Fleischspieße verkauft.
Und es ist warm, Regenwald eben. Da ich wohl ein bisschen viel von der Pfeffersoße zum Fisch gegessen habe, fange ich an zu schwitzen und es will irgendwie gar nicht mehr aufhören.
Nachdem wir noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen sind und ein Bier getrunken haben, fahren wir mit dem Motortaxi zurück zum Hotel, wo wir uns eigentlich noch mal an den Strand setzten wollten. Aber es fängt an zu regnen; wir sind schließlich im Regenwald. Und so bleiben wir noch ein wenig an der Hotelbar sitzen.
Am nächsten Morgen suchen wir uns ein leckeres Frühstück. In Kribi gibt es einen Supermarkt mit Bäckerei! Man kann so viel kaufen. Croissants, Apfeltaschen, Fruchtsäfte, Salami und Süßigkeiten wie Snickers oder Gummibärchen. Das klingt jetzt nicht sehr besonders, aber für uns ist es etwas Besonderes. Das alles gibt es in Kumbo nämlich nicht.
Auf der Straße lassen wir uns noch eine Papaya schälen. Wir finden es lustig, dass es drei Leute braucht, um eine Papaya zu schälen und zu verpacken.
Auf dem Rückweg zum Hotel gehen wir am Hafen vorbei, wo morgens der Fischmarkt ist.
Nach einem ausgiebigen Frühstück am Strand wollen wir zu den Wasserfällen von Lobé (Chutes du Lobé) gehen. Diese werden im Reiseführer als die größten Wasserfälle Afrikas beschrieben, die direkt ins Meer fallen. Nach einer kurzen Motorradfahrt kommen wir an.
Die Wasserfälle sind wirklich imposant. Etwas lästig ist allerdings, dass wir die ganze Zeit von zwei Schwarzen zugelabert werden, die einfach nicht verstehen wollen, dass wir uns nicht für 10000 Francs in ihrem Boot einmal vor den Wasserfällen entlangfahren lassen möchten.
Auf einer Sandbank können wir mehrere hundert Meter hinaus ins Meer laufen und die Wasserfälle aus einiger Entfernung genießen. Dann entscheiden wir uns nicht zurückzufahren, sondern zurückzulaufen. Viele Kilometer Sandstrand liegen vor uns und hinter jedem Felsen tut sich ein neuer Panoramablick auf.
Wir zählen ganze vier Hotels, die alle nicht mehr als 20 Zimmer haben. Sonst ist der Strand hauptsächlich unbebaut und der Regenwald reicht fast bis ans Wasser.
Hier sehen wir auch eine lebende grüne Schlange, die aber leider vor unseren Augen von einem Kameruner mit der Machete halbiert wird.
Nach einem letzten Mal Schwimmen im Meer und dem Sonnenuntergang gehen wir zum Hafen, wo man besonders gut frischen Fisch essen kann.
Direkt am Hafen sind unter einem großen Dach 10 kleine „Restaurants“ mit einer Spüle und einem Grill. Man kann sich hier hinsetzten und auch etwas zu trinken bestellen. Den Fisch suchen wir uns vorher aus, verhandeln dann den Preis und lassen ihn grillen. Man bekommt wirklich alles, was am Tag gefangen wurde. Fisch, Grabben, Hummer, Garnelen.
Wir haben einen Dorsch, einen Barsch und Garnelen ausgewählt. Es schmeckt wirklich sehr lecker, ist aber auch sehr teuer. An diese Preise sind wir gar nicht mehr gewöhnt. 2000 Francs für einen Fisch! Das sind 3,08€.
Neben uns setzten sich vier kamerunische Männer an den Tisch, die uns natürlich gleich ansprechen und sehr schnell sagen, dass sie eine der Frauen heiraten möchten.
Mona und ich geben uns als Ehepaar aus, das mit seinen zwei Töchtern Urlaub in Kribi macht. Mona bleibt somit von Heiratsanträgen verschont. Und da ich der Vater bin und auch der einzige, der Französisch versteht, bekomme ich die schönsten Geschichten und Argumente dargebracht, warum sie so verliebt sind und unbedingt heiraten möchten. Ein Moslem will sogar katholisch werden, damit er Ruth heiraten kann.
Nach dem Essen lassen wir unseren letzten Abend am Strand ausklingen, weil es heute nicht regnet. Wir haben einen wunderschönen Sternenhimmel. So viele und helle Sterne sieht man wohl nur in Afrika. Man hat das Gefühl, dass sich der Himmel mit all den funkelnden Lichtern wie eine Kuppel über einem wölbt.
Und am nächsten Morgen ist unser Urlaub in Kribi beendet. Nach einem schönen Frühstück in einer unscheinbaren Kantine in einem Hinterhof, wo es Omelette mit Baguette gibt, fährt um 6:50 der Bus nach Douala ab.
Unsere Rückreise klappt reibungslos. Ohne größere Wartezeiten bekommen wir die nächsten Busse und kommen ziemlich fertig um 10 Uhr nachts in Kumbo an. Vor allem die letzte Strecke im Auto nach Kumbo über nicht asphaltierte Straße ist anstrengend und insbesondere für Mona, weil sie sich den Sitz mit dem Fahrer teilen muss und, wie sie sagt, auf der Handbremse sitzt.
Aber insgesamt war das Wochenende wunderschön und am Montag hatten wir alle keine Lust aufzustehen und zu arbeiten.
Maximilian