Mittwoch, 11. August 2010

Abenteuerliche Anreise

Es ist der sechste August 2010. Wir sitzen im Flugzeug in Richtung Douala, das zwar mit einer einstündigen Verspätung aus Paris gestartet ist, sich aber als sehr komfortabel erweist. Besonders beeindruckend ist unser stundenlanger Flug über die Sahara, die endlose Weite der mit Sanddünen durchzogenen leblosen Landschaft.
20 Uhr, es ist stockfinster, aber einige Lichter zeigen uns, dass Douala sich über eine große Fläche erstreckt.
Bis jetzt hat alles gut geklappt.
Ja bis jetzt, denn kaum sind wir auf kamerunischen Boden gelandet, werden wir erst einmal von einer unvorstellbaren Schwüle regelrecht umarmt, die uns auch so schnell nicht loslassen wird (28°C, 98% Luftfeuchtigkeit). Auf der Haut bildet sich sofort eine Schicht aus Kondenzwasser; alles klebt.
Vor der Passkontrolle wird uns bewusst, dass wir fast die einzigen Weißen auf dem Flughafen zu sein scheinen. Bei der Gepäckausgabe werden wir bereits von einem ziemlich aufdringlich netten Menschen empfangen, der unbedingt unsere Koffer schieben muss. Nun ja, nachdem nach einer halben Stunde auch der letzte Koffer gemächlich auf das Gepäckband rollt, kann’s losgehen. Raus nach Douala und unsere Freunde aus Kumbo treffen!
Leichter gesagt als getan. Sobald wir durch die Tür gekommen sind, wächst die Zahl unserer Begleiter stetig an bis auf ungefähr acht Personen, die alle wissen wollen, wer uns abholt und wohin wir wollen.
Da wir als Mittelpunkt einer Menschentraube nicht gerade unauffällig sind und der Flughafen in Douala die Größe eines mittleren Bahnhofs hat, sind wir nicht zu übersehen, aber leider kommt niemand auf uns zu, um uns zu begrüßen oder wenigstens ein Schild hochzuhalten. Nach einer weiteren halben Stunde schaffen wir es endlich, allen klar zu machen, dass wir kein Taxi wollen und dass wir abgeholt werden.
Spätestens dann versuchen sämtliche Männer um uns herum, die Telefonnummern durchzuprobieren, die wir so zu bieten haben. Mit dem Ergebnis das die Handynummer von Bernard, unserem Verantwortlichen aus Kumbo, „n’existe pas“.
Wir werden sehr bevorzugt behandelt und erst einmal in das flughafeneigene Café geführt. Nach mehreren Stunden zahlloser Versuche, von uns, sowie von den Kamerunern, jemanden zu erreichen, Gesprächen mit einem netten Polizisten und den wildesten Vorschlägen, was jetzt zu tun sei, wird uns klar, dass wir heute vielleicht doch nicht abgeholt werden. Die Situation als erstes Erlebnis in Kamerun wird später nicht umsonst von einem Priester als „unsere Feuertaufe“ bezeichnet: Man sitzt mit all seinem Gepäck alleine in einem kleinen Flughafen in Kamerun, weiß nicht wohin und wem man vertrauen soll. Kurz: Wir fühlten uns ziemlich verloren.
Mehrfach bekommen wir gesagt, dass der Flughafen irgendwann zumacht und wir da nicht bleiben können. Irgendwann entscheiden wir dann doch auf die Vorschläge einzugehen und uns ein günstiges Hotel für die Nacht zu suchen.
Aber, Gott sei Dank, treffen wir am Ausgang auf einen katholischen Priester und eine Frau, die ihrerseits auf zwei Gäste aus Spanien warten.

Welch ein Glück! Es ist eine sehr reiche Kamerunerin, die freundlich ist und uns anbietet, bei ihr zu übernachten.
Nachts um drei Uhr dürfen wir unser erstes kamerunisches Essen genießen. Für uns wird ein riesiges Menü aufgefahren. Aber da die Familie reich ist, gibt es viel westliche Produkte: Reis, Kartoffeln, französischer Rotwein, doch kamerunsches Huhn und Gemüse (unter anderem Bohnen, Tomaten, Kohl).
Nach vier Stunden Schlaf in einem komfortablen Zimmer gibt es Frühstück und welch eine Überraschung, Bernard kommt zu uns. Der Priester hat morgens den Bischof von Kumbo angerufen und der war sehr überrascht, wo wir sind. Wegen einer Panne konnte Bernard und der Fahrer nicht rechtzeitig am Flughafen sein. Außerdem waren sie in einem Funkloch, sodass wir sie nicht erreichen konnten. In ein paar Monaten werden wir wohl sagen. „Typisch Kamerun!“
Wir verabschieden uns und bedanken uns bei der Frau und ihrer Familie, die uns so nett aufgenommen haben. Jetzt könnte die Reise nach Kumbo eigentlich losgehen, aber wir haben Regenzeit. Das heißt es regnet und zwar ungefähr soviel wie bei einen starken Gewitter in Deutschland, nur über mehrere Stunden und das mehrmals am Tag. Also warten wir. Um ein Uhr können wir endlich los, doch vorher besuchen wir die Schwester von Bernard und ihre Familie, die sich sehr geehrt fühlen, dass wir ihr Haus besuchen. Doch leider bin ich so müde, dass ich die Konzentration nicht aufbringen kann, um dem afrikanischen Englisch des Hausherrn zu folgen. Die Ausführungen über das kamerunische Gesundheitswesen und wie vorteilhaft doch die deutsche Krankenversicherung ist, lassen wir deshalb von Brigitte kommentieren. Aber soviel kann ich sagen, die Deutschen werden über alles gelobt: „Die Deutschen sind für alles Vorbild, denn sie arbeiten sehr hart. Wenn man sich alleine die Brücken und Gebäude anschaut, die die Deutschen gebaut haben! Also ganz anders als die Franzosen.“ Die deutsche Kolonialzeit ist also durchweg in guter Erinnerung.
Nachdem wir unsere französische Erdbeermilch ausgetrunken haben, geht es doch endlich los in Richtung Bamenda. Die Straße ist asphaltiert! Dieses Frühjahr wurden mehrere Abschnitte neu gemacht, wie uns gesagt wird.
Wir fahren an Bananen-, Kakao- und Kaffeplantagen vorbei, hauptsächlich Bananen. Umso weiter wir fahren, desto kühler wird es, denn im „Nord-Westen, da ist es kalt“. Das ist wie „winter without snow“. Wir finden es angenehm.














So gruen ist Kamerun!


Der Straßenverkehr an sich ist eine eigene Geschichte wert. Nur soviel: In Kamerun gibt es keine Verkehrsregeln, aber trotzdem gelingt es unserem Fahrer mit über 100 km/h um jedes Schlagloch und jede Ziege herumzufahren. Besonders mulmig wir es einem, wenn man auf der linken Spur in eine Linkskurve bergauf fährt (weil diese Seite der Fahrbahn nicht so viele Schlaglöcher hat) und einem ein LKW entgegenkommt. Aber dafür gibt es ja eine Hupe. Also vor einer Kurve oder Überholen wird immer gehupt.

Man kommt von einem Dorf in das nächste, eigentlich ist die gesamte Straße von Häusern gesäumt. An jedem Straßenhubbel stehen Frauen und Kinder und verkaufen kamerunisches Fastfood: Bananen und Maniok, das ist ein Wurzelgemüse, das geschält, getrocknet, dann zu Brei gekocht und schließlich kalt zu einer Wurst gerollt eine feste, weiße Masse ist. Die Konsistenz ist fest und es schmeckt säuerlich (gewöhnungsbedürftig). Verpackt ist Maniok in Palmblättern.
Wir schaffen es leider nicht an diesem Tag bis Kumbo zu fahren, denn um halb sieben wird es dunkel und es ist sehr gefährlich nachts zu fahren. Deshalb übernachten wir in einem kleinen Hotel in Bamenda.
Fastfood: gefuellter
Ziegenmagen

Es ist zwar sehr schön, dass man in diesem Hotel Strom hat, jedoch ist der Generator so laut, dass man nur Ohropax schlafen kann.
Am nächsten Morgen geht es früh los. Je schlechter die Straßen werden, umso näher kommen wir unserem Ziel: Kumbo!

Für die erste Woche bis wahrscheinlich Mittwoch sind wir Gäste des Bischofs und wohnen im Bischofspalast.
Ich werde bald von unseren ersten Erfahrungen aus Kumbo berichten!
Viele Grüße Maximilian


Kumbo
mit Kathetrale im Zentrum

12 Kommentare:

  1. Lieber Maximilian
    Es geht ja schon gut los!
    Wir sind begeistert von Deinem ersten Bericht und bekommen einen guten Eindruck von einem uns vollkommen unbekannten Land.
    Herzliche Grüße von Christa und Werner

    AntwortenLöschen
  2. Hey Max, wow das klingt alles nochmal so fremd, hier ist alles so fremd und einige Teile deiner Erzählung kann ich gut nachvollziehen, andere Dinge sind ganz anders als hier.
    Ich bin froh, dass wir am Flughafen abgeholt wurden :)
    Liebe Grüße aus Hanoi von Rebecca

    AntwortenLöschen
  3. Jaja...was soll ich sagen?! Vielleicht "Typisch" oder "Genau wie in Mosambik" oder "Abenteuerliche" Ich glaube das trifft es alles ganz gut, aber ich finde es klasse, dass du das so gut gemeistert hast und ihr so super von dem Ehepaar aufgenommen wurdet. Ich freue mich auf deine nächsten Berichte, hoffe ihr habt nicht allzu viele Probleme mit dem vielen Regen!!!
    Ganz liebe Grüße
    sendet Tady

    AntwortenLöschen
  4. halloechen!
    Wow, das faengt ja gut an. koennte aber auch "typisch brasilianisch" sein:D
    Ich bin gespannt auf deine folgenden Berichte!
    Du hoerst mehr von mir, wenn ich naechste Woche wieder in Deutschland bin.
    Ganz lieben Gruss aus Brasilien
    Deine Lena

    AntwortenLöschen
  5. Guti, dass alles läuft, lieber Maxi.
    Wenn ihr jetzt schon die erste Hürde so gut gemeistert habt, kann ja gar nichts mehr schief gehen.
    Ich drück dir weiterhin die Daumen, dass keine doofen Würmer in deinen Körper kommen. ;-)
    Ich freu mich auf deinen nächsten Bericht.
    Mach`s guti! :-) toni

    AntwortenLöschen
  6. hey maxi!
    bin auf jeden fall froh, dass du letzten endes doch noch gut angekommen bist =) und nach der feuertaufe kann ja jetzt gar nix mehr schief gehen...
    viele grüße und drücker,
    katha

    p.s. jaja, halt dich nur vom wasser fern...! auch wenn die würmer gut gegen allergien sein sollen...

    AntwortenLöschen
  7. hallo mein lieblingsmaxi...
    jetzt bist du also so weit weg von deutschland-wie ich! wobei hier noch einigermaßen ales zivilisiert ist, bin in nem kleinen vorort von sydney und hier ist schon alles fremd! du hast dein leben ja jetzt wirklich um 180 grad gedreht! freu mich aufn nächsten bericht, pass blos auf dich auf das ist wirklich nicht ohne was du da machst, aber das weißt du ja^^!
    gaaaaaanz liebe grüße deine mareike

    AntwortenLöschen
  8. Hey Maxi!
    Die Seite ist ja total cool. Das wird am Ende eine wunderschöne Erinnerung. Vlt kannst du ein Buck verfassen :P
    Es ist schön, zu hören, was du so machst.
    Wenn allein der erste Tag so aufregend war, bin ich gespannt, was noch alles folgt ;)
    Bei einer reichen Frau aufgenommen...einfach so^^...das klingt schon wie in einem Märchen, oder vlt doch einem Abenteuerroman?^^
    Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Eintrag!
    Die Fotos sind übrigens auch toll! Ich beneide dich. EUCH ALLE, die ihr in der Weltgeschichte umherreist!^^
    Liebe Grüße Laura

    AntwortenLöschen
  9. Heeey Maxi!

    Haha, naja, ich würd das alles ganz locker sehen, weil ich mir sicher bin, dass mir sowas auch passieren würde und ich Leute am Flughafen vergessen würde ;-) Lass dich da nicht unterkriegen und vertraue einfach darauf, dass die Leute nett sind :-)
    Liebe Grüße Kathi

    AntwortenLöschen
  10. Hi Maxi,

    na das ist ja mal abenteuerlich... oh man das könnte auch in der karibik sein^^ xD da haben wir auch so dinger erlebt. ein jahr in so nem chaos wäre nix für mich, das fabriziere ich schließlich selbst schon genug ;-)
    Meine Sms hast du nicht mehr bekommen oder? Wünsch dir ganz viel Spass, eine schöne Zeit und Maxi? Pass auf dich auf!

    Liebe Grüße
    Tina

    AntwortenLöschen
  11. Hei Maxi,

    fantastisch spannende Berichte, die ich mit grossem Interesse hier in Norwegen lese. Hier gibt es auch jeden Tag ein neues Abenteuer zu erleben...aber davon, wenn wir beide wieder in Kiedrich zusammen musizieren!

    Beste Gruesse und alles Gute
    Michael

    AntwortenLöschen
  12. Hi Maximilian, nachdem ich nun Deinen Blog nun auch gefunden habe, schöne Grüße aus dem herbstlichen Rheingau. Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute. Jetzt lese ich die weiteren Berichte von Dir.
    Sabine, Leonie und Tomas

    AntwortenLöschen