Samstag, 20. August 2011

St. Elisabeth Krankenhaus Shisong

Für die letzten drei Monate in Kamerun arbeitete ich im Krankenhaus in Shisong, einem Stadtteil von Kumbo. Das Krankenhaus wird von Franziskanerinnen geleitet und ist eines der besten in Kamerun. Vor allem durch das neue Herzzentrum, wo einzigartig in Westafrika Operationen am offenen Herzen durchgeführt werden können, zeichnet es sich aus. Weitere Informationen und Bilder über das Krankenhaus gibt es unter www.shisonghospital.org

Blick von oben auf das Krankenhaus

Ich arbeite auf der Kinderstation zusammen mit den Schwestern. Wir haben eine Kapazität von 40 Betten. Normalerweise haben wir aber um die 20 Patienten. Mein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr morgens. Dann ist Schichtwechsel. Die Nachtschwester liest ihren Bericht vor und es werden einzelne Patienten diskutiert und was heute ansteht. Morgens haben zwei oder drei Krankenschwestern Dienst und ab und zu ein paar Schüler. Nach der Übergabe beginne ich, die Temperatur aller Patienten zu nehmen, frage nach dem Stuhlgang und dem allgemeinen Befinden. Das ist immer eine Herausforderung, sich mit den Müttern der Kinder zu verständigen. Am besten klappt es in Pidgin- Englisch, aber manche sprechen nur Französisch oder ihre Stammessprache. Im letzteren Fall muss irgendeine Bettnachbarin übersetzten. Da ich weiß bin und einen weißen Kittel anhabe und solche Leute sonst immer Arzt sind, werde ich von fast allen mit „doctor“ angesprochen und bekomme alle Beschwerden von den Müttern vorgetragen, wo ich nur sagen kann, dass später vielleicht ein richtiger Arzt („big doctor“) kommt.
Es gibt eine ukrainische Kinderärztin, die schon seit zehn Jahren mit ihrem Mann, einem Chirurgen, in Shisong arbeitet. Sie ist immer morgens da und kümmert sich sowohl um die Kinderstation als auch die „Outpatients“, die nur untersucht, aber nicht stationär aufgenommen werden. Bei der Visite und manchmal auch bei Untersuchungen der „Outpatients“ bin ich dabei. So bekomme ich die eine oder andere Erklärung über die Krankheitsbilder. Ins Krankenhaus kommen viele Fälle, die aus den Health Centren der Region überwiesen wurden. Deshalb gibt es neben den üblichen Kinderkrankheiten, Malaria und Durchfallerkrankungen auch seltenere Krankheiten wie Krebs. Mach kleinere Kinder leiden auch unter Mangelernährung. Das heißt aber nicht, dass die „armen Kinder in Afrika“ nichts zu esse haben, sondern dass die Eltern ihre Kinder nur mit Kartoffeln, Mais und Palmöl ernähren. Gewisse Nährstoffe fehlen eben dann. Dabei wachsen in Kamerun ganzjährig alle erdenklichen Früchte und Gemüse. Sie könnten auch in dem Garten der Familie des mangelernährten Kindes wachsen…

Weitere Aufgaben sind Betten machen, Medikamente von der Apotheke holen und in die Regale einsortieren und Patienten zu ihren Untersuchungen begleiten. Ich bringe die Kinder zum Ultraschall, Röntgen oder auch zum Operationssaal und erledige Botengänge ins Labor. Somit habe ich Einblick in alle Bereiche des Krankenhauses und habe mit vielen Menschen Kontakt.
Und dann gibt es noch administrative Aufgaben, wie die Eltern zu bitten die Rechnung zu bezahlen und jene dann zur Kasse zu begleiten. Da es ein katholisches Krankenhaus ist, werden erste Notfallmaßnahmen und Behandlungen in einem gewissen Preisrahmen auch ohne den üblichen Geldvorschuss durchgeführt. Wenn aber teure Medikamente, eine Operation oder ein längerer Krankenhausaufenthalt anstehen, muss die Rechnung im Voraus bezahlt werden. Das ist ein Vorteil gegenüber staatlichen Krankenhäuser, wo man ohne das nötige Geld keinen Arzt zu Gesicht bekommt geschweige denn behandelt wird. Dazu muss ich die Geschichte einer Freundin aus Kumbo erzählen, deren Onkel allein in Jaunde war und dort einen Autounfall hatte. Durch einen hilfsbereiten Menschen ist er sogar in ein Krankenhaus gekommen. Da er aber gesundheitlich nicht in der Lage war, jemanden anzurufen und er kein Geld bei sich hatte, ist er nach drei Tagen ohne irgendeine Behandlung gestorben.
Inzwischen gibt es zwei Versuche in Kamerun ein Versicherungssystem einzuführen, einen von der katholischen Kirche (BEPHA). Bei Mitgliedschaft und einem Jahresbeitrag von 4000 Francs (6,15€) werden Krankenhaus- und Medikamentenrechnungen bis 100000 Francs zu 75% erstattet. Das ist ein erster Schritt, damit Menschen nicht an eigentlich leicht zu heilenden Krankheiten sterben, weil sie das Geld dazu nicht haben. Allerdings ist es schwierig zu erklären, warum jemand 4000 Francs bezahlen soll, wenn er in diesem Jahr doch gar nicht krank wird. Das Verständnis und auch das Vertrauen zu solch einer Versicherung muss erst aufgebaut werden.

So sieht also mein Alltag im Krankenhaus aus. In der Kantine esse ich meistens zu Mittag. Der Speiseplan ist allerdings nicht sehr abwechslungsreich. Es gibt jeden Tag die Auswahl zwischen Fufu und Njama-Njama, Reis mit Soße, Corn-Shaf (Das ist Mais und rote Bohnen gekocht und mit Öl und Maggi gewürzt). Wenn gerade Saison ist gibt es auch mal Pilze oder Kartoffeln.
Meine Schicht endet um 2 Uhr. Die Arbeit macht mir Spaß. Ich habe Kontakt mit den Kindern und Eltern und freue mich, wenn es ihnen besser geht.

Das sind Mami Josephine, die Oberschwester der Kinderstation, und ich

Dienstag, 5. Juli 2011

Mfumte – ein zweites Mal

Endlich habe ich die Zeit gefunden, die Pfarrei Mfumte und die Pfarrer Edwin und Pontianus ein zweites Mal zu besuchen. Am Mittwoch, dem 1. Juni, holt mich Father Pontianus in Kumbo ab und zusammen machen wir uns mit unserem Gepäck auf den Weg nach Mfumte. Es hat den Tag über nicht geregnet und die Straße ist mit dem Crossbike gut zu bewältigen. Erst als wir den letzten Berg hinunter in das Tal nach Mfumte fahren, reißt die Handbremse. Die letzten Meter können wir auch noch so bewältigen.

Und dann: Willkommen im Land der immer süßen Ananas! Ich wohne im Pfarrhaus mit den Priestern. (Die 3000 Ananaspflanzen der hauseigenen Plantage tragen jetzt.)
Jetzt berichte ich über meine Erfahrungen in Mfumte und versuche mich kurz zu fassen:

Christi Himmelfahrt, 2. Juni
An Feiertagen werden in mehreren Missionsstationen Messen gehalten. Ich begleite Father Pontianus auf dem Weg zur ersten Messe um 6:30 Uhr in Osa. Es hat in der Nacht geregnet und Nebel liegt in den Tälern. Der Boden ist aufgeweicht, es spritzt beim Durchfahren jeder Pfütze und Dreckbrocken fliegen einem um die Ohren. Die Gemeinde in Osa wird es aber verstehen, wenn unsere Schuhe und Hosen ein bisschen schlammig sind. Dreißig Menschen inklusive Kinder kommen in der kleinen Kirche zusammen. Sie singen lauter und füllen den Raum mit mehr Leben als so manch deutsche Gemeinde es an Christi Himmelfahrt schaffen würde.
Anschließend begrüße ich die Menschen kurz. Einige erinnern sich, dass ich im Dezember schon einmal hier war. Leider haben wir nicht viel Zeit nach der Messe, denn wir müssen weiter zur nächsten Missionsstation, nach Mashe.
Die Fahrt führt die grünen Hügel hinauf, also „serious climbing“ für das Motorrad. Angekommen in dem kleinen Bergdorf gehen wir zu dem Haus, dessen Zimmer als Kirche dient. Von den fünf Gemeindemitgliedern, von denen noch keiner die Taufe empfangen hat, sind nur zwei da. Die anderen sind auf der Farm, weil sie vergessen haben, dass heute Feiertag ist. Deshalb gibt es keine Messe, sondern Father Pontianus unterrichtet die Anwesenden, was heute gefeiert wird und kündigt an, dass er nächsten Mittwoch wiederkommt.
Das Dorf ist nahezu ausgestorben, es sind nur die kleinen Kinder anzutreffen, die gegenseitig auf sich aufpassen. Danach fahren wir wieder zurück.



Am späteren Nachmittag gehen wir nach Kom, das Dorf, das am nächsten zum Pfarrhaus liegt. Ich besuche George, einen der angehenden Zimmermänner, denen im Dezember die Werkzeuge überreicht wurden. Er zeigt mir seinen Arbeitsplatz und erklärt, wie er so vorankommt. Er hat schon einen Dachstuhl gezimmert und kann auch schon Stühle, Tische und Betten herstellen. Das Problem sei nur, dass es an den Aufträgen mangelt. Viele Leute seien nicht in der Lage sich Möbel zu leisten.
Nachdem ich mich verabschiedet habe, besuche ich die Familie eines Kindes, das eine Woche bei mir im Krankenhaus war und letzte Woche gestorben ist. Es hatte Krebs im fortgeschrittenen Stadium, sodass der Arzt eine Behandlung für aussichtslos befunden hat. Ich werde der Familie vorgestellt, der Ehefrau, den Kindern und der Großmutter. Alle sitzen zusammen vor dem Haus unter dem „Küchendach“ und auf dem Feuer wird eine Buschratte gebraten.

Freitag, 3. Juni 2011
Am Morgen gibt es eine Planänderung. In der Nacht ist ein Kind des Katecheten gestorben, 4 Jahre alt. Das ist das dritte Kind in zwei Wochen, das in dem kleinen Dorf Kom stirbt. Die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Das hängt vor allem mit der Gesundheitsversorgung zusammen. Es gibt nur ein kleines, staatliches Health Centre, das aber, wie meistens bei staatlichen Health Centren, so gut wie keine Ausstattung hat. Meistens sind Medikamente nicht vorrätig und deshalb findet man sie in der Regel leer vor.
In Kom leben geschätzt 1000 Menschen, meist zu zehnt in Ein- oder Zweiraumhütten. 2/3 sind unter 18 Jahre alt. Es gibt Frauen, die gerade ihr zwölftes Kind austragen.
Die Beerdigung ist um elf. Father Pontianus und ich fahren aber nach Bang zur Schulabschlussfeier der Catholic Nursery School.
Die Schule existiert erst seit einem Jahr. Folglich gibt es nur eine Klasse, die zurzeit noch in der Gemeindehalle unterrichtet wird. Alle Kinder haben ihre gute Schuluniform an und sitzen brav aufgereiht auf den Bänken. Das übliche Alter für die Einschulung ist drei Jahre. Viele sind aber älter, einfach weil vorher keine Möglichkeit für sie bestanden hat, zur Schule zu gehen.



Um zehn Uhr starten wir mit einer Messe, währenddessen einige Eltern eintrudeln. Sie wissen wohl nicht so ganz, was sie davon halten sollen, aber nachdem die Kinder anschließend ein Theaterstück aufführen und jedes ein kleines Gedicht aufsagt, sind die Eltern ganz aus dem Häuschen, lachen und klatschen. Was die junge Lehrerin in einem Jahr geschafft hat, ist wirklich zu bewundern. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Kumbo. Die Kinder konnten zu Anfang kein Englisch und sie verstand kein Wort der Sprache des Dorfes.
Danach gehen alle zum Rohbau der neuen Schule, um Fotos zu machen. Hier entstehen zwei Klassenräume, wovon einer auch als Kirche genutzt werden soll. Für alle Kinder gibt es anschließend etwas zu essen und für uns gibt es im Haus des Katecheten einen Empfang, Fufu und Huhn, Palmwein und Kolanüsse. Alle wichtigen Männer der Gemeinde sind da und auch der Fon schaut vorbei.



Bevor es weitergeht, müssen wir am Markt tanken. Dann machen Pontianus und ich uns auf den Weg nach Bitui. Das Dorf liegt direkt an der Grenze zu Nigeria. Man sollte nicht meinen, dass alles Benzin, was über Mfumte nach Kamerun geschmuggelt wird, über diesen 30 cm breiten Pfad transportiert wird und durch den Fluss. - Ja, durch den Fluss, denn ein Über oder Auf ist nicht möglich. Deshalb heißt es für uns Schuhe ausziehen, ein paar Kinder anheuern und das Motorrad durch das oberschenkelhohe Wasser schieben. Zum Glück steht das Wasser im Juni noch nicht so hoch.



Die Menschen von Bitui sind gerade auf dem Markt in Nigeria und somit treffen wir niemanden an, außer dem Fon, der gerade von der Farm zurückkommt.



Weil das Wetter gut aussieht, machen wir noch einen kleinen Abstecher nach Nigeria. Der Fluss Donga trennt bis jetzt noch Nigeria von Kamerun. Bald soll aber die nächste Bergkette Grenze werden und Mfumte wird um fünf Dörfer reicher. Der Fluss Donga ist zu tief und die Strömung zu schnell zum Durchlaufen, deshalb verkehren Kanus zwischen den Ufern, die größere Lasten, wie Motorräder oder Benzinkanister, transportieren. Für Fußgänger gibt es eine Hängebrücke, die sehr abenteuerlich aussieht, aber sobald man drauf ist, sich als erstaunlich stabil erweist. Ich probiere sowohl das Kanu als auch die Hängebrücke aus und kann jetzt sagen: Ich war in Nigeria!





Weil sich von Nigeria Regenwolken ankündigen, machen wir uns auf den Rückweg durch Bitui und den Fluss zum Pfarrhaus.
Nach dem Regen gehen wir nochmal nach Kom, die Familie des Katecheten zu besuchen. So viele Kondolenzbesuche wie hier, habe ich noch nie gemacht.

Youth Rally, 4.-5. Juni
Samstag und Sonntag findet eine Youth Rally statt. Das ist ein Treffen der Jugendlichen einer Pfarrei. Die ersten fünf Teilnehmer treffen schon Freitagabend ein. Sie sind aus der entlegensten Missionsstation, aus Adere. Sie sind fünf Stunden gelaufen. Als sie letztes Jahr zur Youth Rally kamen, sind sie zum ersten Mal in ihrem Leben aus der Umgebung ihres Dorfes rausgekommen und haben ein Auto gesehen.
Am Samstagmorgen treffen noch mehr Jugendliche ein aus allen Missionsstationen. Als Frühstück gibt es für alle gekochten Maniok von der Plantage der Pfarrei und Fiebergrastee. Ein paar Mädchen beginnen dann mit der Vorbereitung fürs Mittagessen. Das gespendete Maismehl wird gesiebt und das Njama-Njama gezupft und gewaschen. Die Jungs machen sich in der Zeit auf, Feuerholz zum Kochen zu sammeln und die Kirche zu putzen.


Um zwölf Uhr sollte das eigentliche Programm losgehen, aber wie das so ist, sind noch nicht alle da, unter anderem die Jugendleiterin, die den ersten Teil des Programms gestalten sollte. Deshalb fangen wir um zwei Uhr mit Punkt zwei an, ein Treffen in der Kirche. Alle werden begrüßt. Weil dies die letzte Youth Rally vor Ende der Regenzeit ist, wird das letzte Jahr reflektiert, sich über Aktivitäten ausgetauscht und Probleme angesprochen. Zum Beispiel werden alle angehalten, zu den Treffen Essensspenden mitzubringen. (Da die Jugendlichen es überhaupt nicht gewöhnt sind, ihre Meinung in einer Gruppe zu äußern, verläuft das Treffen etwas schleppend.) Jeder muss einen Anstecker für eine Teilnahmegebühr von 25 Francs kaufen, womit andere Kosten, wie zum Beispiel für Maggiwürfel, gedeckt werden.
Nachdem das endlich rum ist, gibt es Mittagessen, Fufu und Njama-Njama. Um halb vier wird die Gruppe geteilt. Die Kleineren übernimmt Jessica, die gerade aus Kumbo zu Besuch ist. Sie erklärt etwas über Hygiene, wie man sich wäscht, seine Kleider sauber hält usw. Da Dinge wie Zähneputzen von den Eltern nicht praktiziert werden, lernen die Kinder es auch nicht von ihnen.
Ich übernehme den anderen Teil der Gruppe. Zum Thema „My Life“ präsentiere ich ihnen zuerst mit ein paar Fotos mein Leben und meine Zukunftspläne. Sie stellen Fragen, wie zum Beispiel „Gibt es in Deutschland auch Palmen?“ oder „Was gebt ihr den Schafen zu fressen, dass sie so kräftig aussehen?“ - Fragen aus ihrem eigenen Umfeld.
Dann verteile ich Palmfrüchte und frage sie, was ihnen dazu einfällt: Man kann sie essen, daraus Öl herstellen, Seife machen, die Schalen als Brennmaterial verwenden oder schließlich auch als Samen pflanzen und eine große Palme mit vielen weiteren Früchten gewinnen. Jetzt soll sich jeder vorstellen, er sei dieser Same, der in Mfumte gepflanzt wurde, und seine eigene „Lebenspalme“ entwerfen. Ein Hauptproblem der Jugend nämlich ist die Perspektivlosigkeit. Die Jugendlichen besuchen meistens nur die Grundschule, lernen keinen Beruf und werden Farmer. Viele heiraten früh und bekommen sehr viele Kinder, die sie nicht versorgen können. Umso erstaunter bin ich, dass sich alle Gedanken über ihre Zukunft machen und jeder in einem kleinen Vortrag vor der ganzen Gruppe seine Zukunftspläne vorstellt. Alle möchten die Schule besuchen, soweit ihre Eltern das Geld dazu haben. Nach der „Highschool“ wollen viele Lehrer werden. Krankenschwestern, Schneider, Pfarrer, Ordensschwestern und ein Pilot sind auch dabei. Im Ganzen denke ich, dass es den Jugendlichen viel gebracht hat und ihnen einen Anstoß gibt, über sich und ihre Zukunft nachzudenken. Ein Problem sehe ich darin, dass es keine Vorbilder gibt. Die meisten haben keine Vorstellung, welche Berufe und Möglichkeiten es außerhalb ihres Tals gibt.
Als wir fertig sind, werden die Kirchenbänke wieder in Position gebracht. Es folgt eine dreißig minütige Anbetung des Allerheiligsten. Ja, die Kinder und Jugendlichen sind sehr konzentriert bei ihren Gebeten bei der Sache. Spontan wird das Schlusslied mit Trommelklängen unterstützt. Alle in der Kirche beginnen zu tanzen, bewegen sich zum Rhythmus der Trommeln, singen und haben Spaß bis es zu dunkel wird. Dann macht sich die Truppe auf zum Pfarrhaus, wo der Generator angeschaltet wird. Die Trommeln werden natürlich mitgebracht. Und dann wird bis zum Abendessen gesungen, vornämlich Kirchenlieder. Father Pontianus kann die Jugendlichen gut animieren, tanzt mit und lässt einzelne gegeneinander antreten, um den besten und kreativsten Tänzer zu küren.





Zum Abendessen gibt es Reis mit Palmöl. Danach finden sich alle im Pfarrhaus ein. Jeder findet seinen Platz auf Bänken und auf dem Boden und Father Edwin legt einen Spielfilm über den Auszug der Israeliten aus Ägypten ein. Ein gelungener Abend - mit welch geringem Aufwand man die Kinder glücklich machen kann.
Die Nacht verbringen die meisten auf dem Boden im Pfarrhaus, in der kleinen Kapelle oder in der Garage. Die Jugendlichen haben ja nur die Sachen mitgebracht, die sie am Leib tragen. Die Gepäckmassen, mit denen ein deutsches Kind auf eine Freizeit geschickt wird, wie Isomatten, Schlafsäcke etc., findet man hier nicht. Alle nehmen mit dem harten Steinboden vorlieb, ich bin aber trotzdem froh, dass ich ein Bett mit einer Matratze habe.
Für den nächsten Morgen wird eingeteilt, wer auf welche jüngeren Kinder aufpasst, dass auch alle gewaschen und angezogen um neun Uhr fertig sind. Dann soll nämlich die Messe in der Pfarrkirche anfangen. Die Jugendlichen tanzen und singen, wie sie es am Abend vorher gelernt haben. Es bildet einen schönen Abschluss dieses Jugendwochenendes der Pfarrei Mfumte. Nach einem Gruppenfoto und einem sättigenden Mittagessen aus Mais-Fufu machen sich um zwölf alle auf den Heimweg. Die Kinder werden ermahnt nicht zu trödeln, damit sie ankommen, bevor es dunkel wird.
Für uns, die wir im Pfarrhaus zurückbleiben heißt es aufräumen und ausruhen.


Mbat, 6.-7. Juni
Am Montagnachmittag machen Father Pontianus und ich uns auf, die „Outstation“ Mbat zu besuchen. Über Bang fahren wir nach Koffa, wo wir das Motorrad stehen lassen müssen, weil ab hier noch nicht einmal ein Zweirad vorrankommt. Die dreistündige Wanderung wird uns durch ein Tal immer den Berg hinaufführen. Es geht durch dichten Regenwald, vorbei an Kaffeeplantagen, wildwachsende Ölpalmen und über Bachläufe. Kaffebohnen sind das einzige Produkt, was man halbwegs gut verkaufen kann. Deshalb sieht man viele Kaffebäume, die gerade geblüht haben und jetzt kleine grüne Beeren tragen.
Wir passieren ein Dorf namens Goe (oder so ähnlich). Hier treffen wir Silas. Er ist elf Jahre alt und war am Wochenende zur Youth Rally in Kom. Er ist der einzige seiner Familie, der katholisch ist und regelmäßig zur Kirche kommt. Seinen Eltern ist egal, ob und zu welcher Kirche er geht. Er besucht in die Schule nach Kom, läuft also jeden Tag eineinhalb Stunden hin und zurück. Morgen kann er aber nicht in die Schule gehen. Er muss für seinen Vater fünfzehn Kilogramm Maiskörner zum Markt tragen. Dafür wird er um vier Uhr morgens im Dunkeln starten und vier Stunden bergauf laufen, damit der Mais pünktlich zum Marktbeginn da ist.





Wir folgen weiter dem Pfad. Jetzt weiß ich auch, warum der Regenwald Regenwald heißt, denn seit wir losgelaufen sind, regnet es. Und weil wohl noch nicht genug Wasser meinen Körper herunterläuft, schwitze ich auch noch. Trotzdem macht es Spaß, die in den Lehmboden gehauenen Treppenstufen hinaufzusteigen. Immer wieder überqueren wir klare Bäche. Die Felsen und Steine, die das Bachbett bilden, sind durch den Regen sehr glitschig, sodass ich bei einer besonders tiefen Stelle, grandios abrutsche. Eigentlich ist es nicht weiter schlimm, da ich ja sowieso schon nass bin. (Das Bild zeigt mich kurz bevor sich das Bach- mit dem Regenwasser meiner Kleidung vereint.)
Schließlich erreichen wir Lower Mbat. Dieses Dorf liegt auf einem Sandsteinfelsen. Durch das poröse Gestein kommt es häufig zu Erdrutschen und der für das Dorf zur Verfügung stehende Platz wird immer kleiner. Deshalb hat die Bevölkerung von Mbat seit einigen Jahren begonnen, ihr Dorf umzusiedeln. Das bedeutet eine weitere Stunde bergauf, bis man zum nächsten geeigneten und freien Siedlungspunkt gelangt. Es ist ja nicht so, dass man einfach in ein anders Dorf ziehen könnte. Die Dorfgemeinschaften sind wie kleine Völker, die ihre eigene Sprache sprechen, alle miteinander verwandt sind und deren Häuptling über ein abgestecktes Territorium herrscht. Folglich ist die „Auswanderung“ in ein anders Dorf ziemlich schwierig. Also zieht das komplette Dorf um.
Wir laufen weiter. Es wird schon dunkel und erheblich kühler. Hin und wieder erleuchten Blitze oder Glühwürmchen den Weg. Als wir endlich Upper Mbat erreichen, müssen wir nach dem Weg fragen. Im Dunkeln kann man die Dächer nur erahnen und so etwas wie eine Hauptstraße gibt es nicht. Schließlich werden wir in eine Hütte hineingebeten. Drinnen prasselt ein Feuer, wohl besser: Drinnen verkohlen ein paar Holzstücke, die Decke verschwindet im Qual und an den Wänden sitzen Männer, die Palmwein trinken und sich unterhalten. Wir werden begrüßt und bekommen einen Stuhl neben dem Hausherrn. Der Grund für diese Versammlung ist, dass heute eine Frau aus dem Haushalt beerdigt wurde. Die Alten sitzen im Haus und die Jungen feiern am Nachbarhaus. Der Generator wurde angeschaltet und im Licht einer Glühlampe tanzt die Jugend zu allen mir bekannten kamerunischen Schlagern direkt neben dem Grab. Im Haus kann man zwar die Musik hören, das einzige Licht aber kommt von der Feuerstelle. Ich bin nass und mir ist kalt und ich würde gerne meine Kleidung wechseln. Also muss ich mich in einem Raum umziehen, in dem alles schwarz ist, die Wände, der Boden, die Menschen. Ich fühle, dass alle Augen auf meine Haut gerichtet sind, die in diesem Moment im leuchtenden Weiß erstrahlt. Freundlicherweise hält jemand die Taschenlampe auf mich, damit ich (und alle anderen) etwas sehen.
Nach einer Weile werden wir zu unserem Nachtquartier geführt, eine Lehmhütte mit zwei Räumen und einem Grasdach. Ein Raum dient als Wohnraum mit Tisch, Schrank, Feuerstelle und einem Bett. Der andere Raum ist Schlafraum. Wir werden von den Christen des Dorfes empfangen, alle passen in den Raum. Es gibt noch etwas zu essen für Pontianus und mich. Er ist aber ein bisschen wählerisch mit Essen. Er mag kein Fufu und Njama-Njama. Das ist schlecht, wenn es genau das zum Abendbrot gibt. So bleibt mehr für mich übrig. Ich schaffe aber auch nicht alles. Danach ist Schlafenszeit. Pontianus und ich machen es uns auf dem Bett im Wohnraum bequem. Je nachdem wie gleichmäßig das Heu in der Matratze verteilt ist, muss ich meinen Körper an die Hügel meines Untergrundes anpassen. Ich schlafe aber dennoch gut, auch wenn statt idyllischer Naturgeräusche die ganze Nacht die Musik der Beerdigungsfeier an mein Ohr dringt.



Am nächsten Morgen gibt es zu allererst einen Gottesdienst, damit die Teilnehmer danach auf die Farm gehen können. In einer andern Lehmhütte finden sich neun Männer und Frauen ein, die alle noch nicht getauft sind und so schnell auch nicht getauft werden. Denn dazu muss man eine Prüfung ablegen und zeigen, dass man sich im katholischen Glauben und der Liturgie auskennt.
Auch der Häuptling, der Fon, ist unter den Gottesdienstbesuchern, was ich herausfinde, als er mir beim Friedensgruß nicht die Hand geben will. Der Fon darf nämlich von niemandem berührt werden. Anschließend gibt es ein Gruppenfoto und Frühstück: Fufu mit Kürbisblättergemüse.

Mbat liegt sehr schön, etwa auf der gleichen Höhe wie Kumbo. Deshalb kann man weit in das Tal von Mfumte schauen. Der Morgen ist sonnig und wir machen uns an den Abstieg. Die Vegetation wird wieder dichter und die Bäume höher. Wir erreichen Lower Mbat, dessen rosafarbenen Häuser sehr träumerisch auf dem Felsen über dem Regenwald liegen. Irgendwann erreichen wir Koffa, von wo wir mit dem Motorrad zurückfahren.




Mittwoch, 8. Juni
Den Mittwoch verbringe ich in Lus. Es ist Markttag und ich werde von den Kindern über den Marktplatz geführt. Viel gibt es hier allerdings nicht zu kaufen. Ein paar fahrende Händler mit Plastikschuhen, Stoffen und Second-Hand Kleidern haben ihre Stände aufgeschlagen. Ansonsten gibt es Ananas, Palmöl und alle möglichen landwirtschaftlichen Produkte. Der Tag ist sehr ruhig. Aber auch das ist interessant zu sehen, wie Menschen einfach nichts machen können: Den ganzen Tag im Schatten sitzen.

Am Donnerstagmorgen geht es wieder zurück nach Kumbo. Nach der Morgenmesse gibt es noch Abschiedsfotos und dann wird das Motorrad mit unserem Gepäck, Cassavawurzeln, Ananas und einem Hahn beladen und schließlich verlassen Pontianus und ich das Tal.



Das Leben der Menschen hier ist so faszinierend. Und es hat mir sehr gut gefallen. Ich bewundere vor allem mit welcher Selbstlosigkeit und welchem Gottvertrauen die beiden Priester diese Pfarrei führen. Sie sind von morgens bis abends und manchmal in der Nacht im Einsatz. Ihre gesamte Zeit und ihre finanziellen Mittel widmen sie den Menschen hier. Solche Pfarrer findet man nicht immer in Kamerun. Ich danke ihnen, dass sie mir alles gezeigt und mich so freundlich aufgenommen haben.

Samstag, 28. Mai 2011

Mount Cameroon

Im März besteigen wir den Kamerunberg. Unser Ausgangspunkt ist Buea. Das ist die Hauptstadt der Provinz Süd-West mit der einzigen englischsprachigen Universität des Landes und war die Hauptstadt der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun. Deshalb findet man neben dem Gouverneurspalast, dem Puttkamerschloss, auch noch weitere Gebäude, die vor 1916 erbaut wurden.


Buea ist sehr schön gelegen. Von 1000m über dem Meeresspiegel blickt man geradeaus auf den Atlantik und im Rücken hat man den 4010m hohen Kamerunberg, die höchste Erhebung Westafrikas. Dieser ist ein Bergmassiv mit mehreren Gipfeln und Kratern. Denn er ist ein sehr aktiver Vulkan, der zuletzt 1999 und 2000 ausgebrochen ist. (Die Ausbrüche sollen mit dem Tod des Häuptlings von Buea zusammenhängen.)
Am Tag bevor es losgeht müssen wir einkaufen, um während unserer dreitägigen Wanderung nicht zu verhungern und vor allem nicht zu verdursten. Wir haben eine organisierte Tour, da der Kamerunberg ein Nationalpark ist. Am nächsten Morgen sind wir alle pünktlich um sieben Uhr abmarschbereit. Wir, das bedeutet fünf Deutsche, eine Schweizerin und unsere Träger. Es fehlt nur unser Führer Hans. Da er in dieser Nacht Vater seines vierten Kindes geworden ist, taucht er erst um neun Uhr auf. Seine Verfassung ist wenig vertrauenserweckend. Auf die Frage, ob es diese Nacht wohl ein paar Bier zu viel waren, antwortet er: „Nein, Gin!“ Der Organisator will uns beruhigen und sagt, wenn er ein paar Stunden gelaufen sei, hätte er den Alkohol wieder raus geschwitzt. Wir sollten froh sein, dass er überhaupt gekommen ist. Was bleibt uns anderes übrig? Also gehen wir mit einem betrunkenen Führer los, den Kamerunberg zu besteigen.
Der Weg ist sehr gut und breit. Vor zwei Wochen war nämlich das „Guinness-Mountain-Race“, eines der härtesten Bergrennen der Welt. Für Auf-und Abstieg, den wir in drei Tagen bewältigen, brauchte der Beste vier Stunden. Da muss man schon gut trainiert sein, denn wenn man nach sechs Stunden den Gipfel nicht erreicht hat, wird man disqualifiziert.
Zuerst führt der Aufstieg durch den tropischen Bergregenwald. Dieser ist einzigartig auf der Welt. Die Regenwolken bleiben in den Bäumen des Berghangs hängen und sorgen für eine immer feucht-warme Luft. Es gibt viele endemische Pflanzen- und Tierarten, wie Orchideen und Schmetterlinge.
Schwitzen ist gar kein Ausdruck dafür, wenn man in dieser Waschküche bergauflaufen muss. Aber nach dem Mittagessen und einigen weiteren Höhenmetern erreichen wir die Baumgrenze. Es wird sehr viel steiler und hohes Gras bedeckt den steinigen Boden. Die Wolken ziehen mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei den Berg hinauf. Doch bevor wir ihnen folgen dürfen, müssen wir den Berg, der die Gottheit Embassamoto verkörpert, mit einem Tanz milde stimmen. Sonst könnte er ja zornig werden und Feuer spucken.



Hans‘ Alkoholpegel ist wohl langsam wieder gesunken, denn er hat seinen Platz als Schlusslicht der Gruppe gewechselt und läuft nun vorneweg. Nach ein paar Stunden erreichen wir die erste Hochebene. In einer kleinen Mulde liegt eine Hütte, wo wir auf 2400m die erste Nacht verbringen werden. (Laut Reiseführer müsste diese Hütte auf den Kameruner Alpenverein zurückgehen, der sich um die Jahrhundertwende gegründet hat.) Der Ort ist einigermaßen windgeschützt, sodass die kalten Böen über die Hütte hinweg wehen. Wie geplant ein Zelt aufzubauen, scheint aber beim besten Willen nicht möglich zu sein. Also nehmen wir vorlieb mit den Ratten in der Wellblechhütte.
Einer der Träger kocht Gari und Okra-Tomatensoße und weil es draußen immer ungemütlicher wird und wir am nächsten Morgen um sechs los wollen, verkriechen wir uns ziemlich bald in unsere Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen klappt es ohne Verspätungen. Alles wird wieder in den Rucksäcken verstaut und dann geht es weiter hinauf. Man weiß nicht, ob man seine Jacke anziehen soll oder nicht, denn beim Laufen schwitzt man. Der Wind jedoch ist eisig. Dieser steigert sich je höher wir kommen. Als wir uns gegen Mittag dem Gipfel nähern, habe ich alle meine warmen Jacken und Pullis an, die ich in Kamerun so besitze. Aber dennoch ist es im wahrsten Sinne des Wortes „arschkalt“. Die Landschaft hat sich nochmals gewandelt. Wir laufen über vulkanisches Gestein, das spärlich mit Flechten und Gräsern bewachsen ist. Schließlich erreichen wir den Krater des Ausbruchs von 2000. Es raucht immer noch und wir sehen die riesigen Gesteinsbrocken, die der Vulkan ausgeworfen hat.


Die letzten Meter hinauf zum Gipfel sind die schwersten. Das hängt mit dem Wind zusammen. Leider können wir die Windstärke nicht messen, aber Hans meint, so stark sei der Wind normalerweise nicht. Wir wandern über einen schmalen Grad, hören unser eigenes Wort nicht mehr und müssen uns gewaltig gegen die Kraft der seitlich kommenden Luftmassen stemmen, dass wir nicht links den Hang hinunterrutschen.

Schließlich sind wir auf 4010 Metern angekommen! Unser Verweilen reicht nur für ein kurzes Foto, auf dem niemand das Gesicht zu einem Lächeln verziehen kann und dann machen wir uns, getrieben von der Kälte, an den Abstieg.

Die andere Seite des Berges offenbart uns noch einmal eine ganz andere Landschaft. Wir rutschen mehr als das wir laufen durch schwarze Vulkanasche den Hang hinab. Auf der Ebene, die wir erreichen, ist vom Wind nichts mehr zu spüren. Wir machen nun eine Rast, stärken uns und dann geht es schon weiter über erkaltete Lavabrocken, die kantig spitz sind. Außer dem kaum zu erkennenden Pfad ist das Land soweit das Auge reicht von Menschen und auch Tieren unberührt. So stellt man sich eine Mondlandschaft vor.

Nachdem wir die Ebene verlassen haben, erreichen wir die Krater aus dem Jahr 1999. Es sind viele symmetrisch aufgeschüttete Kegel aus kleinen Steinen. In der Ferne erkennt man das Meer. Je weiter wir bergabsteigen, umso grüner zeigen sich uns die Hügel ehemaliger Krater. Die Sonne neigt sich bereits dem Horizont, als wir die Baumgrenze und ein kleines Wäldchen erreichen, in dem wir übernachten werden. Wir schlagen unsere Zelte auf und können uns sogar an einer Quelle, der ersten Wasserstelle nach Verlassen des Regenwaldes, waschen. Diese Quelle heißt „Mann-Spring“. Hans erklärt uns, dass sie nach ihrem Entdecker, einem deutschen Naturforscher namens Mann, benannt ist.
Zum Abendessen gibt es Spaghetti. Besonders die Träger freuen sich bestimmt darüber, denn nach dem zweiten Tag hat sich das Gewicht unserer Lebensmittelvorräte erheblich reduziert. Wir sind sehr froh, dass sie dabei sind, allein um die neun Liter Wasser pro Person zu tragen. (Sie haben übrigens die gesamte Wegstrecke in Flipp-Flopp zurückgelegt.)

Am nächsten Morgen packen wir unsere Zelte wieder ein und dann laufen wir durch den Regenwald zurück in Richtung Buea. Der Pfad ist schmal und an manchen Stellen muss man aufpassen auf der feucht-glitschigen Erde nicht auszurutschen und hinzufallen. Auf dem Weg gibt es interessant aussehende Wurm- und Raupenarten zu bestaunen, von größeren Tieren wie Affen oder Waldelefanten sehen wir aber nichts. Wir überqueren den Lavastrom von 1999, der inzwischen erkaltet ist und bis fast an die Küste reicht.
Die letzten Stunden ziehen sich sehr lange. Man merkt schon in den Muskeln und Gelenken, dass man sie drei Tage lang ununterbrochen beansprucht hat. Der Weg führt vorbei an Yams-Feldern und wild wachsenden Engelstrompeten, bis wir schließlich die ersten Häuser von Buea erreichen. Von hier nehmen wir ein Taxi durch die Stadt zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Nach dem Abschlussfoto geht’s ins Hotel und wir schlafen erst mal.

Wir haben es alle geschafft! 60 Kilometer und 3000 Höhenmeter haben wir überwunden. Und darüber hinaus sind wir trocken geblieben. Es gehört schon ein wenig Glück dazu in der zweitregenreichsten Region der Welt innerhalb von drei Tagen nicht nass zu werden.
Trotz Anstrengung ist die Besteigung des Kamerunberges vor allem durch Landschaft und Natur eines meiner schönsten Erlebnisse in Kamerun.