Montag, 4. Oktober 2010

Wochenende in Bamenda

Am Freitag, dem 17. September, fahren wir für das Wochenende nach Bamenda. Geplant ist, dass wir um zwei Uhr aufbrechen. Das sind Ruth, Brigitte, ich, Mona (eine deutsche Ärztin) und Louis (ein Freund aus Kumbo). Wir wollen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (public transport) fahren. Dafür suchen wir uns im „car-park“ in Kumbo ein geeignetes Transportmittel. Wir finden einen Kleinbus, der bereit ist uns für 2500 Francs mitzunehmen. Nun heißt es warten bis der Bus voll ist, denn der Fahrer fährt nur, wen auch jeder Platz besetzt ist. Voll heißt für einen Bus, in den in Deutschland 15 Personen passen würden, dass hier 20 Personen hineinpassen plus Kinder (denn die bezahlen nicht und brauchen folglich auch keinen Sitzplatz). Größere Gepäckstücke werden auf dem Dach verstaut. Um vier ist der Bus voll und es kann endlich losgehen.

Nur einige wenige Abschnitte der Straße von Kumbo nach Bamenda sind asphaltiert. Es ist erstaunlich, wie elastisch ein solcher Bus ist. Seine Form passt sich regelrecht den Schlaglöchern an. Da kann sich die Außenwand oder die Sitzbank schon mal um fünf Zentimeter bei einem Schlaglochwechsel verschieben.

Von Beinfreiheit oder Ähnlichem kann man natürlich nicht sprechen, obwohl wir Glück hatten, relativ schlanke Sitznachbarn und keine „fat Mami“ neben uns zu haben.

Man isst Erdnüsse, deren Schalen man einfach aus dem Fenster wirft, und so hoppelt der Bus durch die schöne Landschaft des Hochlandes von Bamenda, die manchmal eher an die Schwäbische Alp erinnert als an das klassische Bild von Afrika.

Um sieben, es ist bereits dunkel, kommen wir in Bamenda an und wir freuen uns, endlich aus dem kleinen Bus raus zu kommen. Aber es regnet und die Kameruner halten es wohl für bequemer in einem stickigen Bus eingezwängt zu sein als ein paar Meter durch den Regen zu laufen, wobei abzusehen ist, dass der Regen so schnell nicht aufhören wird. Als der Fahrer auch nach mehrmaliger Aufforderung unsererseits die Tür nicht öffnen will, steigen wir aus dem Fenster aus.
Louis muss noch seinen Koffer vom Dach hohlen und ausgerechnet dann entscheidet der Busfahrer fünf Meter weiter unter ein Tankstellendach zu fahren. Ein lustiges Bild: Louis mit Regenschirm auf einem fahrenden Bus!

Übernachten werden wir im Gästehaus der „Cameroon Baptist Convention“. Ein hübsches Zimmer mit Standard wie in einem Hotel. Doch bevor wir schlafen gehen, wollen wir noch etwas essen. Wir stürzen uns in den Straßenverkehr von Bamenda (so viele Autos sind wir gar nicht mehr gewohnt) und suchen uns einen kamerunischen Fast-Food-Stand. Am Straßenrand sitzen Frauen vor Grills oder Feuern, die in den Felgen von Autorädern entzündet werden. Hier gibt es wahlweise gegrillten Fisch oder Ziegenfleischspieße, Spaghetti-Omelett, frittierte Kartoffeln oder Kochbananen. Wir nehmen Kartoffeln und Spaghetti-Omelett. Das ist Ei mit etwas Spaghetti und natürlich Maggi-Würfel in der Pfanne gebacken. Dazu gibt es Bier, wie immer aus 0,65 Liter-Flaschen.
Auf der Suche nach einer guten Bar landen wir in einer Kabarett-Bar, wie die Kameruner es nennen. Dort wird unter englischer und französischer Moderation eine Tanzshow aufgeführt, an der sich die Besucher beteiligen können.

Mit meiner Jeans und Fleecejacke bin ich ziemlich unpassend gekleidet. Jeder hier ist schick und vor allem westlich gekleidet. Manchmal ist es sehr lustig, denn viel Secondhand-Ware kommt aus Deutschland. So kann man T-Shirts mit der Aufschrift „Bademeister Bad Schönau“ oder „Ich Chef – du nix“ sehen, deren Besitzer natürlich denken, welch teure Markenkleidung sie haben.

Die Musik ist typisch kamerunisch. Es ist die gleiche Musik, die man von morgens um sechs bis nachts in allen Straßen und aus allen Häusern hört. Es sind Lieder auf Französisch, Englisch oder Pidgin (das ist eine hier sich neu entwickelte Sprache. Die Grundlage ist Englisch mit stark vereinfachter Grammatik und Wortschatz und Einflüssen aus allen erdenklichen afrikanischen Sprachen sowie ein bisschen Deutsch). Jedem Lied liegt, wie ich es empfinde der gleiche afrikanische Rhythmus zugrunde. Schnelle Rhythmen sucht man vergebens.

Am nächsten Morgen gönnen wir uns ein ausgiebiges Frühstück. In Bamenda gibt es einen Bäcker, der Croissants und Baguette verkauft. Der französische Einfluss ist hier schon ausgeprägter. Zum Glück, denn so haben wir eine Abwechslung zum süßen Brot in Kumbo.
Zum Frühstück gibt es also Baguette, Croissants, Papaya und Bananen mit Tartina, das ist das kamerunische Nutella. Dazu gibt es Kaffee, natürlich aus der Region.

Danach erkunden wir die Stadt. Als erstes wird der Supermarkt besucht, wo man sofort merkt, dass man in einer Großstadt ist. Der Supermarkt selbst ist zwar nur so groß wie der IK in Kiedrich, aber man kann sogar Deo oder Knorr-Tütensuppe kaufen. Die Produkte sind auch günstiger als in Kumbo. Man muss den Transport über vier Stunden Schotterpiste nicht mitbezahlen.

Dann gehen wir auf den großen Markt, wo man echt alles kaufen kann, was man in Kamerun so bekommt. Wir können uns als Touristen bewegen, weil einen nicht jeder kennt. Trotzdem bekommt man aber von allen Seiten „White man! What do you want? Nice Shoes!“ hinterher gerufen.



Schuhe über Schuhe!


Ich werde mit der traditionellen Kopfbedeckung, die man hier in der Region trägt ausgestattet: Ein schwarzes Käppchen, das alle traditionsbewussten Männer hier tragen. Wenn man eine rote Feder daran stecken hat, ist man ein "Shey". Das ist ein Titel, der einem vom Fon verliehen wird. Dann ist man eine Art Berater des Fon. Bin ich aber nicht. Der Fon ist eine Art König, der das moralische Oberhaupt eines Fontums ist.

Große Sehenswürdigkeiten gibt es in Bamenda nicht. Wir machen uns zu Fuß zurück zu unserer Unterkunft. Dabei laufen wir eine Stunde durch die Stadt und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Es ist ungewohnt warm in Bamenda, obwohl es nur ein paar Grad sind. Aber da die Sonne scheint kommt man ganz schön ins schwitzen. Und ich habe natürlich nur lange Hosen dabei, weil ich die Temperaturen in Kumbo gewohnt bin.

Zwei Sachen, die ich einfach fotografieren musste: Ein Fußballplatz, durch den ein keiner Bach läuft und auf dem Schafe weiden.
Und das erste wilde Tier, das wir sehen: eine grüne Schlange (Straßenkunst)

Wir essen gegrillte Maiskolben und probieren das erste Mal Zuckerrohr. Dazu braucht man echt gute Zähne. Man muss erst einmal die Rinde abbeißen und kann dann das Mark aussaugen. Und dann sagt Louis, dass wir das Zuckerrohr bitte nicht auf die Straße spucken sollen. Hallo! Die Kameruner schmeißen hier alles einfach so in die Landschaft ob Plastik, Metall oder Bananenschalen - macht keinen Unterschied. Zuckerrohr dagegen ist wenigstens biologisch abbaubar. Das ist wohl eine Logik für sich.
Zuckerrohr ist richtig süß und danach klebt alles. Wir schaffen alle höchstens die Hälfte zu essen.

Im Zimmer warten wir den nachmittäglichen Regen ab und machen uns abends auf, etwas zu essen zu finden. Es gibt diesmal Fisch. Ja, ich teile mir auch einen Fisch mit Mona. Ein ganzer ist dann doch zu viel. Aber ich lutsche die Krähten nicht so fein säuberlich ab wie die Kameruner. Ruth ist schon ein Schritt weiter. Sie ist bereits die Augen mit.
Der Fisch hier wird auf der Holzkohle, die beim Kochen übrig bleibt, gegrillt und dabei mit einer Kräuterpaste bestrichen. Da der Fisch aus Douala kommt und somit eine Reise durch halb Kamerun hinter sich hat, sollte man ihn mit Vorsicht genießen, aber er schmeckt gut.

Nach dem Essen treffen wir zwei ehemalige Freiwillig, die gerade in Bamenda zu Besuch sind.

Am Sonntagmorgen geht es wieder zurück nach Kumbo. Wir reisen diesmal in einem PKW mit 8 Personen. Das ist hier die normale Anzahl von Leuten, die in ein Auto hineinpassen. Vier Personen auf der Rückbank, zwei auf dem Beifahrersitz und einer teilt sich den Platz mit dem Fahrer. Für eine kurze Taxifahrt ist das ja okay, aber nach zweieinhalb Stunden wird es schon unbequem. Weil es diesen Mittag noch nicht geregnet hat, kommen wir relativ schnell in Kumbo an. Es ist fast wie heimkommen. Man kennt die Umgebung und hört auch wieder Lamnso. Das war in Bamenda schon komisch. Man ist nur ein paar Kilometer gefahren und keiner versteht mehr Lamnso?

Das Wochenende und unseren Ausflug in die Großstadt lassen wir in unserer Stammkneipe in Kumbo ausklingen.

Soweit ein kleiner Urlaubsbericht

Maximilian

1 Kommentar:

  1. Hallöchen Maxi,
    na da hast du ja schon so manches Abenteuer erlebt! Und ich sitze jetzt im kalten Deutschland und habe Fernweh;)
    Aber das mit den Bussen ist schon wirklich eine Erfahrung für sich, ich glaube, dass jeder einen Seitzplatz hat, das nehmen nur wir Europäer ernst.
    Ich freu mich auf deinen nächsten Bericht!

    Ganz liebe Grüße (jetzt) aus Berlin!
    Lena

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