Montag, 6. Dezember 2010

St. Joseph’s Secondary School Lassin

Ein Mal die Woche, meistens freitags, fahre ich zusammen mit Stephen aus dem Family Life Office in eine Schule im Bistum.
Eine Schule möchte einmal näher beschreiben. Wir waren in Lassin, was in der Nähe des Dorfes Nkor liegt. Allein die Fahrt mit dem Crossbike dauert zwei Stunden. Mit einem Auto würde es noch länger dauern. Für mich als Beifahrer ist es aber wunderschön die Landschaft zu beobachten. Ich trage einen Regenponcho über meiner Kleidung wegen des Straßenstaubs.



In Lassin hätte ich gar nicht bemerkt, dass wir in einer Schule sind, als wir auf den Hof fahren. Die Schule existiert nämlich erst seit einem Jahr.
Es gibt einen Bretterverschlag, in dem Form I und II unterrichtet werden und ein Gebäude aus Lehmziegeln, in dem die Klassen Form III bis V unterkommen.
Wir werden herzlich empfangen, obwohl niemand sich daran erinnern kann einen Brief mit der Ankündigung unseres Besuchs erhalten zu haben. Das passiert meistens, eigentlich immer, wenn wir in eine Schule kommen.
Aber man ist spontan und die Klassen Form II und III werden informiert, dass sie sich bitte in einem Klassenraum einfinden sollen.
In der Zwischenzeit zeigt uns der Schulleiter, Gilbert, das Fundament für die künftigen Klassenräume. Es gibt leider noch keine Toiletten. Sie sind auch noch nicht geplant, denn erst einmal werden die Klassenräume gebaut.



Wir halten unseren Vortrag vor den 98 Schülern. Es geht los mit einer Einleitung wie menschliches Leben entsteht, sprich Aufklärung. Was passiert in der Pubertät, was beim Geschlechtsverkehr. Dann kommt die Frage, was dieses menschliche Leben bedrohen kann. Und wir gehen auf die verschiedenen Dinge, wie Abtreibung, Krankheiten und natürlich auch Aids ein. Wie steckt man sich mit HIV an? Wie verläuft die Krankheit? Und was ist ein Aidstest?

In der Gesellschaft beziehungsweise in der Elterngeneration ist Sex häufig noch ein Tabu. Die Kinder bekommen nichts gesagt und die Prostitution bei Mädchen ist sehr hoch. Es ist weit verbreitet, dass Sex nur der Befriedigung des Mannes dient. Auch wenn heute viele Männer offiziell nur einmal verheiratet, ist es üblich noch ein paar Freundinnen zu haben. Den Ehefrauen übrigens ist es egal, ob ihr Mann mit anderen Frauen schläft, wenn sie den Unterhalt für sich und die Kinder bekommen. Dies trägt natürlich im hohen Maße zur Ausbreitung von HIV bei.
Wir versuchen den Schülern ein Bewusstsein zu vermitteln, dass man mit seinem Körper und Sexualität verantwortungsbewusst umgehen muss und Sex nicht mit jedem teilen sollte.
Und natürlich bekommen die Schüler Gelegenheit Fragen zu stellen. Die Frage von einem Mädchen war: „Kann man sich auch mit Aids anstecken, wenn man noch nicht seine Tage bekommen hat?“ – Was soll am da sagen? Wenn man noch nicht in der Pubertät war, sollte man besser mit keinem Mann schlafen.
Da das Family Life Office nur die Möglichkeit hat ein oder zwei Mal an eine Schule zu kommen, sind wir dabei Klubs aufzubauen. Eine Schülergruppe eventuell mit einem Lehrer, die von uns mit Material versorgt werden, deren Inhalte sie unter den anderen verbreiten.

Nach unserem Vortrag werden wir im Lehrerzimmer auf ein Bier und Erdnüsse eingeladen. Das Lehrerzimmer befindet sich unter dem Mangobaum bestehend aus einer Bank.


das alte und das neue Lehrerzimmer - der Schulleiter, seine Frau und 2 Lehrer


Ich bekomme noch etwas über die Schule erzählt: Wie gesagt, sie existiert seit einem Jahr. Gleich im ersten Jahr hatte die Schule 300 Schüler, aber nur 18 Lehrer. Dass es hier so weit weg von Kumbo in einem kleinen Dorf eine Schule gibt, ermöglicht vielen Kindern eine weiterführende Schule zu besuchen. Es gibt auch zwei verheiratete Frauen, die schon mehrere Kinder haben, und jetzt in der zweiten Klasse sind, weil sie letztes Jahr mit der Schule angefangen haben.
Das Schulgeld ist recht gering mit 35 000 Francs pro Jahr (50€). Jedoch ist es für viele kaum zu bezahlen, weil die Hälfte der Schüler Waisenkinder sind, die bei ihren Großeltern oder anderen Verwandten leben.
Es ist schön zu sehen, wie viel Mühe sich die Lehrer und vor allem das Schulleiterehepaar geben.

Wir verabschieden uns und machen uns auf den Rückweg.

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